Ich möchte dir von einem Erlebnis erzählen, das mir vor einigen Tagen die Augen öffnete.
In meiner Nachbarschaft wohnt ein älteres Ehepaar, das mir schon seit Jahren immer wieder dadurch auffällt, dass sie sehr harmonisch wirken. Die Frau sieht man fast immer lächelnd, der Mann macht einen überaus entspannten Eindruck.
Während ich auf unserem Gemeinschafts-Hof die Wäsche aufhängte, tat sie neben mir das gleiche. Ihr Mann kam zufälllig gerade mit dem Fahrrad auf den Hof, stieg ab, und fragte seine Frau sofort “Soll ich dir helfen?”
Und sie antwortete ohne eine Sekunde zu zögern: “Ja.”
Es waren insgesamt nur wenige Wäschestücke: ein Bettbezug, ein Kopfkissen und zwei Handtücher. Nichts, was man nicht auch locker alleine schafft. Und dennoch hatte er ganz selbstverständlich seine Hilfe angeboten, und sie hatte ebenso selbstverständlich sein Hilfsangebot angenommen.
Merkst du, worauf ich hinaus will?
Reflexartig neigen wir oft dazu, nein zu sagen. Weil es nur eine Kleinigkeit ist, weil es vermeintlich alleine schneller geht oder der andere es in unseren Augen eh falsch macht. Aber genau da ist der Knackpunkt!
Sagen wir immer nein zu Hilfsangeboten, bleiben die Angebote irgendwann aus. Und dann beschweren wir uns, das alles nur an uns hängen bleibt. Und übersehen dabei vielleicht sogar, was die Anderen im Gegenzug auch immer allein erledigen. Vielleicht würden sie sich ja auch über ein Hilfsangebot freuen.
Auch wenn wir stolz auf uns sind – und es auch sein können! – für die vielen Dinge, die wir alleine können und in unserem Leben schon geschafft haben. Gemeinsam macht fast alles mehr Spaß. Und der Respekt für die Arbeit Anderer ist auch viel größer, wenn man diese Tätigkeit selbst mal gemacht hat.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese kleine Szene eines der Geheimnisse der wohl glücklichen Ehe der Beiden ist.
- Sag ja, wenn dir jemand Hilfe anbietet
- Bitte um Hilfe
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